Blog Hanna

01.07.2017

 

Jetzt kommt schon mein vorletzter Blogeintrag. Die Zeit vergeht wirklich schnell!

 

Die letzten zwei Monate waren relativ voll. Ich fange mal mit den jüngsten Ereignissen an. Letzte Woche hatten wir Besuch von zwei Freiwilligen aus dem Kosovo. Johannes und ich hatten die beiden schon nach dem Zwischenseminar besucht und es war sehr schön, sie wiederzusehen. Ich bin am letzten Sonntag nach Sarajevo gefahren, um die beiden zu treffen. Den Tag haben wir dann dort verbracht und sind abends nach Tuzla gefahren. An diesem Wochenende war auch das muslimische Fastenbrechen (Bajram), zu dem ich gleich noch etwas schreiben werde.

Wegen dem Fastenbrechen waren einige Läden in Sarajevo geschlossen, was aber nicht weiter schlimm war. Die Stadt an sich ist schon sehr schön und die Cafés hatten offen, das heißt, wir waren versorgt 😉 Da die beiden schon sehr früh morgens in Sarajevo waren und ich erst am späten Vormittag kam, hatten sie sich die wichtigsten Sachen schon angeschaut. Wir sind also noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen, haben Kaffee getrunken und Cevapi gegessen. Damit habe ich auch endlich mal Cevapi aus Sarajevo probiert, was mir jedes Mal ausdrücklich ans Herz gelegt wurde, wenn ich dorthin gefahren bin. Ich muss aber sagen, dass mir die aus Tuzla fast besser schmecken. Das Wetter war schon fast zu warm und zwischenzeitlich mussten wir uns mit einer kleinen Wasserschlacht im Park abkühlen. Gegen sechs sind wir dann in den Bus nach Tuzla gestiegen. Alles in allem ein sehr gelungener Tag.

Den Montag hatten wir alle noch frei, weil ja Bajram war. Wir haben den beiden die Stadt gezeigt und waren abends bei einem Auftritt von Franzis Hip Hop-Gruppe. Der war im Rahmen einer größeren Veranstaltung, bei der es um Umweltschutz und Frieden ging.

Der Dienstag ging für mich dann gleich mit einem größeren Projekt los. Ich habe so etwas wie eine „Tierwoche“ im Kindergarten vorbereitet. Der Gedanke dahinter war, dass die Kinder bildlich eine Vorstellung von den Lebensräumen der Tiere bekommen. In unserer Morgenbesprechung werden sie nämlich immer gefragt, welche Tiere im Wald leben, welche im Afrika und welche auf dem Bauernhof. Das müssen sie dann immer aufsagen. Weil ich das bisher relativ abstrakt fand, hatte ich die Idee, für den jeweiligen Lebensraum ein Plakat zu gestalten. Das hat dann auch tatsächlich funktioniert. Zuhause habe ich die Plakate gebastelt und die Kinder haben dann nach der Morgenbesprechung Ausmalbilder der jeweiligen Tiere bekommen. Die haben wir dann auf das Plakat geklebt. Während der Besprechung haben wir dann ein bisschen über die Tiere geredet. Am letzten Tag, also Freitag sind wir alle zusammen (also die beiden aus dem Kosovo, Johannes, Franzi und ich) als Tiere verkleidet in den Kindergarten gegangen und haben einen kleinen Zirkus veranstaltet. Das war für uns sehr lustig und kam bei den Kindern glücklicherweise auch gut an.

Eva und Patricia aus dem Kosovo haben uns in der Woche einfach ein bisschen begleitet und sich die Umgebung angeschaut. Sie haben sich unsere Arbeitsstellen angesehen und sind an einem Tag nach Srebrenik gefahren. Der Abschluss war dann unser „Auftritt“ im Kindergarten. Die Woche mit den beiden war wirklich schön!

 

Jetzt noch etwas zum Fastenmonat Ramadan. Der hat am 26. Mai begonnen und ging bis zum 24. Juni. In dieser Zeit isst und trinkt man nur vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang. Außerdem sollte man allen Genüssen entsagen, wie zum Beispiel Rauchen, Alkohol oder Geschlechtsverkehr. Das ist das „äußere“ Fasten. Das „innere“ Fasten zeigt sich darin, dass man sozusagen nicht sündigen soll. Das heißt, man sollte keine schlechten Gedanken haben, nicht böse über jemanden reden und sich auf die positiven Dinge konzentrieren. Das alles dient dazu, eine engere Verbindung mit Gott aufzubauen und sich seiner „Abhängigkeit“ ihm gegenüber bewusst zu werden. Gleichzeitig reinigt es den Körper und die Seele. Das interessante daran war, dass meine Kollegen im Kindergarten tatsächlich entspannter und zufriedener gewirkt haben. Mich hat das erstaunt, weil ein heißer Tag ohne essen und trinken ja schon ziemlich anstrengend werden kann (und es hatte zwischendurch über 30 Grad!) Mir wurde auch erklärt, dass man das Fasten sozusagen üben muss. Weil meine älteren Kollegen das jedes Jahr gemacht haben, fällt es ihnen nicht mehr schwer, sich darauf einzustellen. Eine jüngere Kollegin hat für zwei Tage gefastet und für sie war das schon anstrengend. Es steckt also auch Übung und Wille dahinter. Generell dürfen Muslime erst ab dem 12. Lebensjahr fasten. Unsere Kinder im Kindergarten haben zwar immer stolz erzählt, dass sie auch fasten, aber das war dann eben zwischen den Mahlzeiten 😉 Das Fasten ist auch keine so strenge Regel, dass es jeder machen muss. Offiziell sind zum Beispiel Kranke und Reisende ausgenommen. Die Menschen, die körperlich viel arbeiten müssen, können natürlich auch nicht fasten. Es kommt also immer darauf an, ob man auch in der Lage dazu ist. Was schön ist, ist das abendliche Iftar. Also das tägliche Fastenbrechen, dass im größeren Kreis gefeiert wird. Zum Beispiel in der Moschee oder mit Freunden und Familie zuhause. Unsere Vermieterin hat uns an einem Tag eingeladen, was sehr nett war. Das große Fastenbrechen am Ende des Ramadans geht dann drei Tage. Man besucht Familie und macht Geschenke. Die Kinder gehen von Tür zu Tür und bekommen Süßigkeiten oder Geld. Jeder macht etwas zu essen und hält es bereit, falls Gäste kommen.

 

Jetzt muss ich noch kurz von unserem Ausflug nach Mostar erzählen. Vor ein paar Wochen hat mich eine Freundin besucht und wir sind in die Herzegowina gefahren, den südlichen Teil von Bosnien. Ich war dort vorher noch nicht und fand die Landschaft wirklich schön. Ein bisschen ist es dort, wie in Kroatien. Wir haben dort vier Tage verbracht und uns die Stadt angeschaut. In der Innenstadt befindet sich die Alte Brücke, die relativ bekannt ist, weil sie im Krieg 1993 von den Kroaten zerstört wurde. Der Fluss, der durch Mostar fließt heißt Neretva und ist - zumindest in Mostar - sehr schön. Die ganze Altstadt ist ziemlich schön, wenn auch sehr touristisch. Um diese Altstadt herum gibt es noch erstaunlich viele zerstörte Gebäude. Teilweise dienen sie als Erinnerung, teilweise als Touristenattraktion oder sie wurden eben einfach nicht restauriert bzw. abgerissen. Wir haben an einem Tag eine Führung durch Mostar und Umgebung gemacht, die ein Mann geleitet hat, der selbst während dem Krieg in Mostar war und der uns das alles ein bisschen erklärt hat.

Die Führung hat auch eine Fahrt zu den Wasserfällen in der Nähe von Mostar beinhaltet. Die Wasserfälle heißen Kravice und sind wirklich wunderschön. Wir haben dort den Nachmittag verbracht und konnten sogar ein bisschen schwimmen. Leider waren wir dort nur vier Tage (von denen jeweils zwei Hin- und Rückfahrt waren) und konnten deshalb nicht alles sehen. Aber die Stadt ist wirklich sehr zu empfehlen und lohnt sich auch für eine kürzere Zeit!

 

Jetzt ist dieser Blogeintrag ein bisschen länger geworden. Der nächste wird ein bisschen früher kommen, weil ich in drei Wochen ja schon wieder zurückfahre. Ich kann gar nicht glauben, dass die Zeit hier nur noch so kurz ist. Aber die letzten Wochen waren auf jeden Fall sehr schön und ich hoffe die nächsten werden es auch!

 

 

Vielen Dank für Dein Interesse! 😊

Unser Auftritt im Kindergarten - im Hintergrund rechts die Plakate, die wir in den Tagen vorher gestaltet haben

Die Innenstadt von Mostar, von der Alten Brücke aus fotografiert

Die wunderschönen Wasserfälle

Und noch ein Blick auf die Neretva

Am Ende wurde noch getanzt

Und die Brücke selbst - oben in der Mitte steht ein Brückenspringer. Den Moment, in dem er springt, haben wir leider verpasst!

Die Lanschaft auf der Fahrt nach Mostar



6.4.2017

 

Mit einiger Verspätung kommt jetzt auch mein nächster Blog. Dieser Monat war um einiges ereignisreicher.

 

Zuerst einmal war das Zwischenseminar. Dafür sind wir am 11. März früh morgens mit dem Bus nach Belgrad gefahren. Dort war es ziemlich kalt, deshalb war es gut, dass wir nur eine Stunde Aufenthalt hatten. Dann sind wir mit dem Bus weiter nach Mali Idos, wo das Seminar stattgefunden hat. Mali Idos ist ein Dorf, dass der in der Vojvodina liegt, einer autonomen Provinz in Serbien. Neben serbisch wird dort hauptsächlich ungarisch gesprochen, was ich vorher gar nicht wusste. Auch die Gasteltern in unserem Haus waren Ungarn.

Das Seminar war zusammen mit den Balkan-Freiwilligen von dem Friedensdienst EIRENE. Insgesamt waren so um die 18 Freiwilligen da. Auf dem Seminar haben wir uns hauptsächlich ausgetauscht, was wirklich interessant war.  Auf dem Programm standen Rückblick, Reflexion und die Frage, wie wir unser nächstes halbes Jahr gestalten/verbringen wollen. Es wurde auch über Probleme gesprochen, über gemeinsame oder ähnliche Erfahrungen und über die Zeit nach dem Einsatz. Zwischendurch haben wir noch einen Ausflug nach Subotica gemacht, das ist eine Stadt, die nahe an der ungarischen Grenze liegt und in der auch viele Ungarn leben.  Nach dem Seminar sind wir alle zusammen mit dem Bus nach Belgrad gefahren. Von dort sind dann ein paar wieder zurück in in ihr Einsatzland gefahren und zehn von uns sind in Belgrad geblieben. Wir wollten dort eine Nacht bleiben und dann am nächsten Tag weiterreisen. Allerdings hatten wir vorher keine Unterkunft gebucht, weil wir dachten, dass wir einfach bei Kirchen nachfragen, ob sie einen Schlafplatz für uns haben. Wir sind also zu zehnt, jeder mit einem Reiserucksack bepackt, losgegangen und haben uns durchgefragt. Als erstes waren wir bei einer evangelischen Einrichtung, die uns sogar etwas zur Verfügung gestellt hätte, wenn nicht gerade ein Seminar gewesen wäre. Bei den anderen hatten wir kein Glück. Am Ende haben wir sogar eine Schule gefragt, ob wir in der Turnhalle schlafen können. Irgendwann wurden wir aufgeklärt, dass es in Serbien Probleme mit der Polizei geben könnte, wenn man uns unangemeldet aufnimmt. So mussten wir letztendlich doch in einem Hostel schlafen (bei dem wir allerdings Rabatt bekommen haben!).

Am nächsten Tag sind Johannes und ich dann weiter in den Kosovo gefahren. Dort arbeiten auch zwei Freiwillige von den Jesuiten – Eva und Patricia - , die wir besucht haben. Wir haben ein wenig im Projekt (eine Schule, die eine Elite schaffen möchte, die im Idealfall den Kosovo wieder aufbaut) mitgeholfen und uns die Umgebung angeschaut. Das war auch alles ganz neu für mich und ich konnte ein bisschen etwas über die politische und gesellschaftliche Situation dort mitbekommen. Wir haben uns zum Beispiel ein serbisches Kloster angeschaut, das immer noch von KFOR-Soldaten bewacht wird. Außerdem haben wir einen KFOR-Soldaten und eine serbische Familie getroffen, was sehr interessant war. Wir waren in der Haupstadt Prizren (die allerdings rein optisch nicht so schön ist) und haben – auch im Rahmen des Projekts von Eva und Patricia – Kinder aus einem Romaviertel besucht und mit ihnen gespielt. Insgesamt wurden wir sehr gastfreundlich aufgenommen und durften einiges mitkriegen. Nach einer Woche sind wir dann wieder zurückgefahren, um nach zwei vollen und interessanten Wochen wieder hier in den Alltag zu kommen.

 

Der hat bei mir allerdings auch nicht lange angehalten, weil nach einer Woche dann schon meine Familie zu Besuch kam. Sie sind eine Woche geblieben und waren auch noch über Ostern da. Mit meinen Eltern habe ich eher die Umgebung rund um Tuzla angeschaut. Natürlich habe ich ihnen die Stadt und meine Arbeitsstelle gezeigt. Wir sind einen Tag nach Srebrenik gefahren, das ist eine hübsche Stadt mit einer Burg, die hier in der Nähe ist. Dann waren wir für zwei Tage in Sarajevo, was auch sehr schön war. Einen Tag sind wir auch noch nach Srebrenica gefahren. Das ist die Stadt, in der 1995 das serbische Massaker an muslimischen Männer und Jungen verübt wurde. Es gibt dort eine Gedenkstätte und ein Museum. Man kann sich auch die Fabrikhalle anschauen, in der die Niederländer damals stationiert waren, zu denen die Menschen aus der Richtung von Srebrenica geflohen sind. Wir sind danach noch in die Stadt selber (die Gedenkstätte liegt ein wenig außerhalb) gefahren, eigentlich um etwas zu essen. Srebrenica ist allerdings so verlassen und kaputt, dass wir wieder umgekehrt sind. Ich würde sagen, dass ist die erste Stadt in der ich war, in der der Krieg tatsächlich noch spürbar ist. Ich finde es schwierig zu sagen, dass ich hier in Bosnien den Krieg und seine Konsequenzen noch spüre, weil ich höchstens aus Erzählungen mitbekomme, wie es für die Menschen hier war. Natürlich sieht man Einschusslöcher, verlassene Häuser und kennt Menschen, die alles miterlebt haben. Aber man selber kann eigentlich nur versuchen zu verstehen, wie es hier gewesen sein muss. Aber als wir in Srebrenica waren, war es tatsächlich die Athmosphäre, die mir einen Eindruck gegeben hat.

Wir sind dort also nicht geblieben, sondern in eine Stadt gefahren, die sowieso auf dem Rückweg lag.

Ostern haben wir dann zuhause verbracht und waren am Karfreitag noch gemeinsam in der Kirche. Am Ostersonntag musste meine Familie dann leider schon wieder fahren.

 

Jetzt muss ich so langsam wieder in den Alltag kommen und meine letzten drei Monate hier noch genießen. Ich habe in den letzten Wochen gemerkt, dass ich Bosnien als Land wirklich mag und mich auch in meinem Projekt wohlfühle. Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit rumgeht und man plötzlich schon in den letzten Monaten des Auslandsjahres ist. Ich werde also versuchen, meine restliche Zeit noch zu nutzen 😊

 

 

Vielen Dank für dein Interesse!

Unser Seminarhaus in Mali Idos

Die Stadt Prizren im Kosovo

Das Treffen mit der serbischen Familie und dem KFOR-Soldaten in Prizren

Ein JV-Gruppenfoto in Subotica - fehlt nur Ida ( und Johannes, der das Foto macht)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das serbisch-orthodoxe Kloster in Decani im Kosovo



26.2.2017

 

Und wieder ist ein Monat rum. Inzwischen ist der ganze Schnee wieder weg und es gab schon ein paar richtig frühlingshafte Tage. Die Luft ist auch wieder angenehmer geworden. Dass sie doch ziemlich schlecht war, fällt einem erst richtig auf, wenn der Smog wieder besser wird.

 

Dieser Monat war gar nicht so ereignisreich. Tatsächlich ist mir bewusst geworden, dass ein Auslandseinsatz nicht immer spannend und interessant ist, sondern dass es natürlich auch mal langweilig werden kann. Dass der Alltag wirklich zum alltäglichen Leben wird und nicht mehr alles neu ist und entdeckt werden muss bzw. kann. Ich will damit nicht sagen, dass ich jetzt alles weiß, was es hier zu wissen gibt – das ist noch lange nicht der Fall -, aber die Kultur und die Umgebung ist mir vertraut geworden und die Aufregung hat sich gelegt. Das kann natürlich damit zusammenhängen, dass im Winter in Tuzla auch fast nichts los ist. Hier kommt gefühlt alles zum Stillstand, wenn der erste Schnee liegt. Ich glaube, ich habe in meinem letzten Eintrag schon erwähnt, dass im Januar und Anfang Februar fast keine Kinder im Kindergarten waren. Und auch in der Stadt war viel weniger los. Dazu kam noch die schlechte Luft, wegen der man zeitweise eigentlich gar nicht rausgehen sollte. Im Januar ist an einem Tag sogar die Schule ausgefallen, weil es so viel Smog gab.

 

Aber trotz allem gibt es doch ein bisschen was zu erzählen:

Im Kindergarten hatten wir zwei „Aktionen“. An einem Tag ist ein Mann von einer Organisation gekommen, die „DogsTrust“ heißt. Diese Organisation beschäftigt sich mit Straßenhunden und wie man mit ihnen umgehen sollte. Zwar sind die Straßenhunde hier nicht wirklich gefährlich, aber natürlich sollte man wissen, wie man reagiert, wenn man ihnen begegnet. Den Kindern wurde gezeigt, wie sie ihre Hände halten müssen, wenn ein Hund auf sie zukommt und auch, was ein Hund alles zum Leben braucht. Dafür durften sie zum Beispiel jeweils einen Gegenstand aus einem Sack ziehen und sollten sagen, ob das für einen Hund wichtig ist. Dann haben sie alle eine Hundemaske zum Ausmalen und einen Schlüsselanhänger bekommen. Am Ende gab es eine Urkunde für jeden und einen Zettel, auf dem nochmal alles zusammengefasst war.

Die zweite Aktion war ein wenig aufwändiger. Die Kinder mussten mit ihren Eltern ein Quiz zum Thema Straßenverkehr lösen. Dafür kamen zwei Frauen, die das Quiz geleitet haben und drei Männer, die den Kindern bei den Fragen geholfen haben. Die Kinder haben nämlich als Gruppe gegen ihre Eltern gespielt. Es war schon ein größerer Aufwand, bis die ganzen Leute in dem kleinen Spielzimmer waren und alle einen Stuhl hatten. Die beiden Frauen haben dann die Fragen vorgelesen und die Gruppen mussten aus jeweils vier Antworten die richtige finden. Am Ende haben die Kinder 10 zu 4 gewonnen, was vielleicht auch ein bisschen an der Zurückhaltung der Eltern lag ;) Sie wurden dann natürlich gebührend gefeiert und durften noch ein Lied über die Ampel vortragen. Auch ich hatte während dem Ganzen ein kleines Erfolgserlebnis, weil ich nämlich so ziemlich alle Fragen verstanden habe. Natürlich waren die nicht kompliziert gestellt, aber man freut sich trotzdem, wenn man so viel an einem Stück versteht.

Eine Woche später habe ich dann mit den Kindern noch Salzteig gemacht. Wir hatten dafür kleine Förmchen im Kindergarten und jedes Kind konnte sich ein paar ausstechen und am nächsten Tag anmalen. Für die Erzieherinnen und mich gab es größere Formen, die wir dann auch noch angemalt haben. Leider darf ich hier keine Bilder von den Kindern hochladen, sonst könnte ich das besser veranschaulichen. Der Kindergarten macht solche Bilder nicht öffentlich, sondern gibt sie nur den Unterstützern und privaten Spendern weiter. Natürlich freuen sie sich trotzdem über Spenden über diesen Weg und auch schon allein das Interesse an diesem Blog. Aber sie möchten nicht, dass die Bilder von den Kindern im Netz zu finden sind, was ich natürlich verstehe und beachten muss.

 

Ansonsten sind wir noch mit der HipHop-Gruppe zu einem Battle nach Belgrad gefahren. An diesem Tag hatte auch Franzi Geburtstag, weswegen wir schon morgens um halb sechs ein Geburtstagsfrühstück mit Torte hatten. Der Bus ist nämlich um 7:30 Uhr abgefahren. Wir sind ungefähr drei Stunden gefahren und hatten dann in Belgrad noch kurz Zeit um etwas zu essen. Dann sind wir in die umgebaute Lagerhalle gegangen, in der das Battle stattgefunden hat. Zuerst waren die Kinder dran und die waren wirklich gut. Es gab immer zwei, die „gegeneinander“ getanzt haben. Die Jury hat dann von allen die besten 16 ausgewählt und dann ist immer einer rausgeflogen. Am Ende hat ein fünfjähriges Mädchen gewonnen. Nach den Kindern waren dann die Älteren dran. Da waren es immer drei gegen drei, die sich in mehreren Durchgängen gebattlet haben. Von unserer Gruppe haben zwei bei den Kindern mitgetanzt und drei bei den Älteren. Franziska und ich haben da natürlich noch nicht mitgemacht. Zwischendurch gab es noch Gruppen, die eine Choreographie getanzt haben. Für die gab es dann auch noch Preise. Insgesamt ging das Ganze von 12 Uhr bis um 11 Uhr abends. Erstaunlicherweise ist es aber gar nicht langweilig geworden, weil die Tänzer wirklich gut waren und das Publikum auch immer voll dabei war. Eigentlich hatten wir als WG geplant, abends noch ein bisschen Franzis Geburtstag zu feiern, was dann aber zu spät geworden ist. Wir waren erst ungefähr um drei Uhr nachts zuhause, weil wir ja auch noch zurückfahren mussten. Dafür haben wir dann am nächsten Tag ein Geburtstagskaffeetrinken gemacht.

 

Das war eigentlich auch schon alles, was es von diesem Monat zu berichten gibt. Was sich für mich im nächsten Monat ändern wird, ist dass ich mit Hip Hop aufhören werde und wahrscheinlich im Chor anfange. Außerdem habe ich wieder Bauchtanz, was jetzt im Februar auch ausgefallen ist. Zudem steht das Zwischenseminar kurz vor der Tür und danach fahren wir noch in den Kosovo. Also das wird wieder etwas spannender J

 

 

Vielen Dank für dein Interesse! 


19.01.2017

 

So, nun ist auch schon fast Halbzeit. Wir sind jetzt den fünften Monat hier und es fühlt sich für mich immer noch an, wie der dritte. Der Herbst ist jetzt endgültig vorbei und es liegt schon seit einigen Wochen richtig viel Schnee.

 

Nun haben wir hier auch Weihnachten verbracht. Natürlich war es eine ganz andere Erfahrung, ohne die Familie in einem fremden Land zu feiern. Zudem bin ich ja auch evangelisch und hier gibt es nur katholische Messen. Das bedeutet, dass auch die Messe und die Zeit, zu der sie stattfand (um 24:00 Uhr) noch ein kleiner zusätzlicher Unterschied für mich waren.

Franziska und ich haben uns vormittags noch mit dem HipHop- Kurs im Jugendcafé „Sloboda“ getroffen und sind danach noch für das Weihnachtsessen einkaufen gegangen. Johannes hat währenddessen den Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt. Als wir zurückkamen haben wir dann angefangen die Wohnung zu dekorieren. Am Abend vorher hatten wir zusammen noch eine kleine Krippe gebastelt, weil es hier keine gab. Als wir fertig waren, sah die Wohnung wirklich schön weihnachtlich aus. Dann kam auch schon der Abend. Wir haben (erstaunlicherweise) ein sehr leckeres Essen hinbekommen: Gefüllte Paprika mit Reis und Soße und dazu Salat.

Nach dem Abendessen gab es dann die Bescherung. Zuerst haben wir uns gegenseitig unsere Geschenke gegeben und dann die Päckchen von zuhause ausgepackt. Das war für mich dann doch ein wenig traurig, als ich die Briefe und Geschenke von meiner Familie in der Hand hatte. Trotzdem hatte ich es mir an Heiligabend schlimmer vorgestellt. Nach der Bescherung saßen wir dann ein bisschen zusammen und haben geredet und gewartet bis wir losmüssen. So um elf sind wir dann aufgebrochen, um in die Kirche zu gehen. Das Problem war aber, dass einfach kein Bus kam. Irgendwann haben wir beschlossen, dass wir laufen, da waren wir aber schon relativ spät dran. Auf dem Weg haben wir dann zum Glück ein Taxi gefunden, dass uns mitgenommen hat. So kamen wir also rechtzeitig zur Messe, aber zu spät, um noch einen Platz zu kriegen. Die Kirche war wirklich komplett voll. Es gab sogar eine Außenübertragung. Uns wurde erzählt, dass an Heiligabend so ziemlich alle hier in die Kirche gehen, egal, ob christlich, muslimisch oder orthodox. Ebenso an dem orthodoxen Weihnachtsfest. Auf jeden Fall standen wir hinten in der Kirche und ich war froh, dass wir zumindest noch einen Platz drinnen hatten. Die Messe an sich war schön, auch wenn ich fast nichts verstanden habe ;) Aber ich habe glaube ich schon einmal geschrieben, dass die Bosnier sehr schöne Lieder haben. Das war auch diesmal wieder so. Ich hatte erwartet, dass sie die gleichen Weihnachtslieder haben, aber ich habe nur „Stille Nacht, heilige Nacht“ erkannt.

Nach der Messe sind wir dann mit dem Taxi zurückgefahren und bald ins Bett gegangen.

Am Weihnachtsmorgen haben wir ausgeschlafen und dann sind Franzi und ich ins HipHop, weil wir dort gewichtelt haben. Montags bin ich dann auch schon wieder in den Kindergarten gegangen.

Das war also unser Weihnachten. Hier in Bosnien wird das Fest bei der nicht-christlichen Bevölkerung ein bisschen anders aufgenommen. Es fällt hier eigentlich zusammen mit Neujahr. Das heißt, alles ist weihnachtlich geschmückt und hat weihnachtliche Motive, aber man wünscht ein frohes neues Jahr. Wir haben zum Beispiel im Kindergarten Weihnachtskarten gebastelt (dazu werde ich auch gleich noch etwas schreiben), aber eben „Alles Gute für 2017“ reingeschrieben. Das wird hier also gar nicht getrennt.

 

Am Mittwoch nach Weihnachten hat uns dann Julian besucht, einer der Freiwilligen, die letztes Jahr hier waren. Er hat mit uns Neujahr gefeiert, was auch sehr schön war. Auch an Silvester haben wir wieder etwas Leckeres gekocht und dann bei uns zuhause ein bisschen gefeiert. Julian hatte uns erklärt, dass in Tuzla gar nicht so viel los ist und alle eigentlich nach Sarajevo fahren. Da wir nicht nach Sarajevo gefahren sind, haben wir beschlossen, dass wir es uns einfach Zuhause schön machen. Das ist uns auch gelungen und um Zwölf gab es sogar ein kleines Feuerwerk direkt vor der Haustür von unseren Nachbarn. Silvester war auch einfacher, als Weihnachten, weil das ja nicht so ein Familienfest ist. Von daher war es leichter „alleine“ zu feiern. Nach Silvester sind Julian, Franzi und ich dann nach Belgrad gefahren, weil Franzi und ich ein paar Tage frei hatten.

 

Jetzt möchte ich noch etwas zum Kindergarten schreiben. Es gibt zwei Aktionen, von denen ich erzählen will.

Natürlich haben wir uns auch im Kindergarten auf Weihnachten bzw. Neujahr vorbereitet. Zum Beispiel habe ich mit den Kindern Plätzchen gebacken und wir haben Hüte für Silvester gebastelt. Dass wir Weihnachtskarten gemacht haben, habe ich ja oben schon erwähnt. Das war eine größere Aktion, weil dazu auch die Eltern eingeladen waren. Rašida und ich haben in den Tagen vorher schon Karten und kleine Papiere zurechtgeschnitten. Die Eltern konnten dann mit ihren Kindern immer jeweils eine Karte bekleben und gute Wünsche reinschreiben. Es kamen leider nicht alle Eltern, aber der Raum war trotzdem ziemlich voll. Die Eltern haben Kaffee bekommen und konnten nach dem Basteln noch ein wenig zusammensitzen, während die Kinder wieder gespielt haben. Ich habe mich zuerst um Lejla, das kleine Mädchen mit Autismus, gekümmert – wir haben eine Karte gemacht, weil ihre Eltern nicht da waren – und dann habe ich mal hier mal da geholfen und ein bisschen aufgeräumt. Die Karten, die fertiggestellt wurden, haben die Kinder allerdings nicht mitgenommen. Sie wurden gesammelt und Rašida hat geschaut, welche schön genug sind, um sie zu verschicken. Manche waren es und andere haben wir nochmal neu gemacht. Diese Karten wurden dann an verschiedene Leute verschickt. Die ehemaligen Freiwilligen, die im Kindergarten gearbeitet haben, haben jeweils eine bekommen und Leute hier aus Simin Han, die mit dem Kindergarten in Verbindung stehen.

Die zweite größere Aktion, war am Mittwoch zwischen Weihnachten und Silvester. Da kam nämlich der Weihnachtsmann in den Kindergarten. Ich bin morgens schon früher gekommen, damit wir die Tische und Stühle umstellen konnten. Die Kinder waren alle ganz schick angezogen und teilweise schon sehr aufgeregt. Nach dem Frühstück haben wir uns dann alle in einen großen Stuhlkreis gesetzt. Dann gab es zuerst die tägliche Fragerunde, die natürlich auch an so einem Tag nicht fehlen darf. Währenddessen sind noch andere Kinder gekommen, darunter der Neffe von Rašida und zwei Kinder aus Deutschland, die ganz am Anfang, als ich im Kindergarten angefangen habe, schon einmal da waren. Nachdem alle da waren und wir mit der „Besprechung“ fertig waren, kam endlich der Weihnachtsmann.  Er hat einen Platz im Stuhlkreis bekommen und jedes Kind durfte einzeln vorgehen. Dann war es so, wie ich es tatsächlich eigentlich nur von früher kannte. Die Kinder durften sich auf den Schoß vom Weihnachtsmann setzen. Dann mussten sie ein Gedicht aufsagen und wurden gefragt, ob sie brav waren. Danach haben sie ihre Geschenke bekommen. Das war für jedes Kind eine große Tüte mit Süßigkeiten. Meine Aufgabe war es, Fotos zu machen und die Namen der Kinder auf die Tüten zu schreiben.

Als der Weihnachtsmann weg war, haben wir Musik angemacht und Luftballons aufgeblasen und die Kinder durften tanzen. Nach und nach wurden dann alle abgeholt  und dann war der ganze Trubel vorbei. Das war ein sehr schöner Tag für uns und vor allem für die Kinder.

 

 

So, jetzt habe ich einiges erzählt, was hier in letzter Zeit passiert ist. Ich wünsche Euch eine gute Zeit und bis zum nächsten Mal!

Unser "Weihnachtstisch"

Und unser Weihnachtsbaum

Der erste Schnee!

 

 

 

 

 

 

 

Wir sind auch gleich Tütenrutschen gegangen

Und noch unsere selbstgebastelte Krippe



22.11.2016

 

Jetzt habe ich wirklich lange nichts mehr von mir hören lassen. Dabei hat sich einiges verändert.

 

Ich fange am besten ganz von vorne an. Schon vor mehr als einem Monat haben wir zwei neue Mitbewohnerinnen bekommen. Stefanie und Selina, die von dem Programm ASA aus, für drei Monate in Bosnien leben. Vor einigen Wochen waren wir alle zusammen in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien. Wir waren dort zu einem Geburtstag von einer Freundin der beiden eingeladen. Außerdem brauchten Johannes, Franzi und ich noch ein neues Führungszeugnis, dass wir in der deutschen Botschaft in Sarajevo beantragen mussten. So haben wir dann beschlossen, zwei Nächte dort zu verbringen, damit wir genug Zeit für alles haben und uns die Stadt noch ein bisschen anschauen konnten. Wir sind also Freitags sehr früh losgefahren (weil die deutsche Botschaft schon mittags schließt) und waren dann auch am frühen Vormittag da. Schon die Fahrt nach Sarajevo mit dem Bus ist wunderschön. Wenn man aus Tuzla rausfährt, kommen noch ein paar kleine Dörfer und dann beginnen die Berge. Ab und zu kommt dann noch ein Haus oder ein Hof, aber fast die ganze Fahrt geht mitten durch die Natur. Die Ankunft in Sarajevo ist dann erstmal nicht so schön, weil der Busbahnhof nicht sehr einladend ist. Wir wussten auch erstmal gar nicht, wo wir hinmussten und haben eine Weile gebraucht, um uns zu orientieren. Da die Zeit knapp war, wollten wir erst zur Deutschen Botschaft und dann zu unserer Ferienwohnung. Also sind wir losgelaufen. Die richtige Richtung war es schonmal, weil wir nach ungefähr zwanzig Minuten in der Innenstadt waren. Dort gab es kleinen Park, in dem Stefanie und Selina auf uns warten wollen. Johannes, Franzi und ich sind also weitergelaufen, allerdings in die falsche Richtung. Das haben wir nach ungefähr einer Dreiviertelstunde bemerkt, weil wir die Deutsche Botschaft einfach nicht gefunden haben. Also haben wir beschlossen ein paar Polizisten zu fragen, die eine Straße weiter unten standen. Die waren sich allerdings auch nicht einig und haben uns nach längerer Diskussion in die Richtung geschickt, aus der wir gekommen waren. Da wir aber wussten, dass da die Deutsche Botschaft nicht ist, hat uns das nicht wirklich weitergeholfen. Schließlich konnte uns dann endlich eine Frau helfen, die sich ein bisschen besser auskannte. Wir waren völlig falsch, auf unserem Plan war die Botschaft dort eingezeichnet, wo eigentlich ein Montessori-Haus seht. Eigentlich ist die Botschaft in dem Haus der europäischen Kommission. Als wir dort ankamen war es eine kleine Hintertür, über der eine kleine deutsche Fahne hing. Drinnen war es auch nicht wirklich besser, weil das Personal sehr unfreundlich war. Wir haben aber unseren Antrag bekommen und waren sehr erleichtert, als wir endlich draußen standen und alles hinter uns hatten. Danach sind wir dann zu unserer Ferienwohnung gegangen (die wir ohne Probleme gefunden haben) und haben uns erstmal ein bisschen ausgeruht. Später haben wir uns dann die Innenstadt angeschaut. Die ist sehr schön mit vieles Cafés und Bars. Es gibt einen arabischen Basar, der zwar sehr touristisch, aber auch sehenswert ist. In der Mitte von dem Basar steht eine große Moschee, in der wir kurz drin waren. Ansonsten gibt es viele kleine Läden, in denen man Souvenirs, Schals, Bilder oder Schmuck kaufen kann.

Am Samstag war dann der Geburtstag. Wir haben uns mittags wieder in der Innenstadt getroffen und sind dann einen Berg hochgelaufen. Sarajevo liegt, ähnlich wie Tuzla, inmitten von Hügeln, nur dass die Stadt viel größer ist und die Berge teilweise ein bisschen höher. Unser Ziel war eine alte Ruine. Sie heißt „Bijela Tabija“ (Weiße Burg) und ist ein bekannter Aussichtspunkt. Man kann in den Hof der Burg gehen und dann durch ein Fenster klettern. Dann steht man auf einem Art Plateau und kann über ganz Sarajevo gucken. Das Wetter war wunderschön und wir hatten eine tolle Aussicht. Auf der einen Seite kann man in die Berge schauen und auf der anderen Seite liegt die Stadt. Wir waren dort den ganzen Tag.

Am nächsten Tag sind wir dann noch ein bisschen in der Stadt rumgelaufen und mittags kam dann unser Bus. Die Rückfahrt war im Regen und Nebel, was aber trotzdem irgendwie schön war, weil dann alles ganz anders aussah.

Das war also unser Ausflug nach Sarajevo. Eine sehr zu empfehlende, wunderschöne Stadt!

 

Nun zu anderem:

Der Alltag ist jetzt endgültig angekommen. Ich kenne die Tagesstruktur im Kindergarten und weiß besser über die Lebens- und Familiensituationen der Kinder Bescheid. Außerdem habe ich unter der Woche feste Termine. Ich gehe montags und mittwochs mit Franziska zum Bauchtanz (orientalski plesa) und Samstag und Sonntag machen wir HipHop. Das klingt erstmal komisch, weil das so ganz verschiedene Tanzrichtungen sind. Es macht aber gerade deshalb Spaß, beides auszuprobieren. Man kann sogar ein paar Elemente verbinden oder aus dem jeweils anderen übernehmen. Außerdem lernt man so ganz verschiedene Leute kennen. Im HipHop sind die anderen eher in unserem Alter oder sogar jünger. Im Bauchtanz sind wir weniger und es sind ältere dabei. Alle sind sehr nett zu uns und unterstützen uns, wenn wir etwas nicht können. Wir sind nämlich nicht in reinen Anfängerkursen, sondern es ist beide Male komplett gemischt. Wir haben also auch Profis dabei, die schon ziemlich viel können.

Neben dem Tanzen haben wir natürlich auch immer noch Sprachkurs. Der ist inzwischen nicht mehr ganz so anstrengend. Wir reden mehr und schreiben weniger. Insgesamt fühle ich mich mit der Sprache schon viel sicherer. Ich kann einfache Gespräche führen und verstehe ein bisschen mehr, wenn andere reden.

 

Die Kinder im Kindergarten verstehe ich allerdings eher selten, weil viele von ihnen einen Sprachfehler haben. Das ist für mich dann natürlich fast unmöglich.

Ansonsten sind die Kinder aber sehr süß. Wir haben ein kleines Mädchen mit Autismus (Lejla), dass besondere Aufmerksamkeit braucht. Sie kann nicht kommunizieren, wie die anderen, sondern nur nachsprechen, was man ihr vorsagt. Dadurch kann sie aber schon die Wochentage und Tiernamen, weil sie relativ schnell lernt. Die Wochentage hört sie ja zum Beispiel jeden Tag, weil die Kinder das im Stuhlkreis lernen. In dieser Hinsicht ist sie ziemlich intelligent, sie kann nur nicht alleine etwas lernen. Am liebsten schaut sie sich Bücher an. Rašida versucht ihr zurzeit zu erklären, dass sie Bücher nur am Tisch angucken kann. Lejla liebt es aber, währenddessen herumzuspringen, weswegen das ein längerer Prozess ist. Was mich persönlich berührt, ist, wie die anderen Kinder Lejla angenommen haben. Am Anfang waren die meisten noch sehr skeptisch und wollten nicht mit ihr spielen. Inzwischen helfen sie ihr sogar und umarmen sie immer öfter. Sie haben keine Berührungsängste mehr und wissen, wann es ihr zu viel wird. Das finde ich sehr schön mitanzuschauen.

 

Ansonsten hatten wir vor drei Wochen noch Besuch aus Sarajevo (zwei Mädchen, die bei dem Geburtstag dabei waren). Wir haben ihnen die Stadt gezeigt und waren abends Kaffee trinken. Eine Woche später hat uns ein Mädchen aus Bijeljina besucht – eine Stadt in der Nähe von Tuzla – die dort auch ein FSJ für ein Jahr macht. Sie ist von „Schüler Helfen Leben“ und hat von uns über ihren Ansprechpartner gehört, der wusste, dass in Tuzla auch Freiwillige sind.

Die anderen sind auch schon nach Bijeljina gefahren, ich musste leider dableiben, weil ich krank war. Wir werden sie aber sicher nochmal besuchen.

 

So, jetzt bin ich auch schon am Ende von meinem Bericht. Vielen Dank für Dein Interesse! Ich werde in Zukunft darauf achten, dass ich regelmäßiger meine Berichte verfasse! ;)

 

 

 Ein Blick auf Tuzlas Hügel. Der Herbst ist da!

Ein muslimischer Friedhof

Der arabische Basar

Dieses Bild fasst den Flair Sarajevos gut zusammen.

Ein Stand auf dem arabischen Basar, mit bosnischem Kaffegeschirr

Die zentrale Moschee in Sarajevo

Die Aussicht über Sarajevo, von der Ruine aus



Nachdem meine Mitbewohner nun schon beide ihren nächsten Blogeintrag geschrieben haben, wird es Zeit, auch mal wieder von mir zu berichten.

 

Jetzt sind wir schon seit fast zwei Monaten hier und es hat sich viel verändert. Inzwischen kenne ich Tuzla und Simin Han, kann schon ein bisschen Bosnisch und habe angefangen zu arbeiten. Meine Arbeitsstelle, der Kindergarten „Mala Sirena“ ist eine nicht-staatliche Einrichtung für Kinder aus Simin Han und Tuzla, deren Eltern sozialschwach leben. Normalerweise kommen um die 15 Kinder jeden Tag, manchmal sind es weniger. Der Tag läuft ungefähr so ab: Ich komme um neun im Kindergarten an (vorausgesetzt, ich schaffe es in unter fünf Minuten über viel befahrene die Straße). Um die Zeit sind meistens erst so fünf oder sechs Kinder da. Bis um zehn kommen die meisten anderen, dann gibt es Frühstück. Das besteht für die Kinder aus Weißbrot mit Wurst oder Kremino (bosnische Nutella) und für die Erzieher und mich aus Weißbrot, wahlweise mit Ajva (bosnischer Tomaten-Brotaufstrich), Frischkäse (bosnischer Art, also mit Salz), Ei, Fisch oder Weichkäse. Zum Nachtisch gibt es für alle Äpfel oder Bananen. Wenn alle fertig sind, gehen wir zurück ins Spielzimmer. Dort setzen sich die Kinder in einen Stuhlkreis und Rašida, die Erzieherin, fängt an, den Kindern zu Fragen zu stellen. Meistens müssen alle die Wochentage (auch auf Deutsch!) und die Monate aufzählen. Dann werden die Kinder gefragt, ob sie alle Teile des Gesichts kennen und links und rechts unterscheiden können. Es ist erstaunlich, mit welcher Begeisterung alle mitmachen. Manche springen auch auf und melden sich freiwillig. Nach dieser Fragerunde sucht Rašida ein „dijete dana“ aus. Das heißt wörtlich übersetzt eigentlich „heutiges Kind“ und meint, dass sich jeden Tag eine anderes Kind eine Krone aufsetzen darf und dann alle anderen reihum fragt, ob sie heute glücklich oder traurig sind und warum. Dass ich glücklich bin, sage ich inzwischen auch, das Warum ist dann aber doch noch zu kompliziert. Dann kommt der entspanntere Teil für die Kinder. Sie dürfen sich ein Spiel aussuchen. Das wird dann solange gespielt, bis die meisten keine Lust mehr haben. Danach dürfen alle wieder machen, was sie wollen. Bis es Mittagessen gibt, werden häufig alle Kinder, bis auf sechs, von ihren Eltern abgeholt. Das heißt, um zwei Uhr ist es schon wieder ganz schön ruhig. Ich bleibe immer, bis das letzte Kind weg ist, das ist meistens so um drei Uhr. Die beiden Erzieherinnen Rašida und Advija lieben die Kinder und werden von ihnen geliebt. Und auch ich wurde von allen herzlich aufgenommen. Das einzige, das ich nicht gewöhnt bin, ist der manchmal autoritäre Erziehungsstil. Häufig werden die Erzieher auch mal laut, wenn das Kind nicht macht, was es soll. Zudem müssen die Kinder schon rechnen und lesen können, bevor sie in die Schule kommen. Das kenne ich aus Deutschland nicht in so strenger Form. Trotzdem schaffen es die beiden Erzieherinnen, dass die Kinder sich wohlfühlen und Spaß haben.

Soviel also, zu meiner neuen Arbeitsstelle.

Auch sonst ist einiges anders geworden. Dadurch, dass ich die Sprache ein wenig besser verstehe, fühle ich mich etwas mehr angekommen. Ich würde vielleicht noch nicht sagen, dass das hier mein Zuhause ist, aber es ist auf dem besten Weg, eines zu werden. Wenn ich durch die Stadt laufe und Werbeplakate lesen kann oder Gesprächsfetzen verstehe, ist das schon ein kleiner Glücksmoment. Außerdem gefällt mir die bosnische Sprache sehr (abgesehen von der Grammatik, die aus sieben Fällen besteht und mich schon oft zur Verzweiflung gebracht hat), ich mag vor allem, wie sie klingt. Auch die Lieder haben es mir angetan. Volksmusik, und auch Kirchenlieder. Wenn man den Leuten hier beim Singen zuhört, hat man das Gefühl, dass das ein sehr wichtiger Teil dieser Kultur ist. Jeder singt voller Emotion und Konzentration. Als traditionelles Instrument könnte man das Akkordeon bezeichnen. Die Söhne unserer Nachbarin Alma haben uns eine Kostprobe ihres Könnens gegeben und es war beeindruckend.

 

Ansonsten durften wir hier noch den Bajram miterleben. Das ist der höchste muslimische Feiertag. Er dauert eigentlich vier Tage, aber die meisten haben nur am ersten Tag frei. Auch wir mussten an diesem Tag nicht arbeiten und konnten somit vormittags beobachten, wie unsere Nachbarn ein Schaf geschlachtet haben. Die beiden Männer, die das Schaf schlachteten, haben uns eingeladen runterzukommen und alles aus nächster Nähe zu betrachten. Franzi und ich waren also dabei, als dem Schaf die Haut abgezogen wurde. Aber als die Gedärme an der Reihe waren, entschieden wir uns doch wieder in die Wohnung zu gehen. Nachmittags haben wir dann von unserer Nachbarin Fleisch und Baklava bekommen, wie es an Bajram Tradition ist. Ein Drittel des Schafes wird an die Familie verteilt, ein Drittel an Nachbarn und Bedürftige und ein Drittel an Freunde. Ob wir jetzt Nachbarn, Freunde oder Bedürftige waren, bleibt offen. Am zweiten Tag des Bajrams waren wir bei meiner Kollegin Rašida zum Essen eingeladen. Wir haben uns lange mit ihrem Sohn unterhalten, der immer ein halbes Jahr in Österreich arbeitet und dann ein halbes Jahr in Bosnien ist. Er hat hauptsächlich über die Arbeitslosigkeit und die unzureichende Politik geredet. Das ist hier bei allen ein großes Thema, zumindest habe ich bisher den Eindruck.

Tatsächlich ist die Stimmung ein wenig angespannt, weil bald Kommunalwahlen sind. Die Menschen hier sind ziemlich unzufrieden mit der Politik, weil es so viel Arbeitslosigkeit und so wenig Wirtschaftswachstum gibt. Auch der Konflikt zwischen den Ethnien ist alles andere, als beruhigt. Tatsächlich haben wir gehört, dass hier teilweise befürchtet wird, es könnte wieder schlimmere Auseinandersetzungen zwischen serbischen Bosniern und muslimischen/kroatischen Bosniern geben. Dass die Leute hier so offen darüber reden, hat mich erstaunt. Nach und nach kann ich mir ein immer besseres Bild von dem Krieg und der Politik hier machen. Jedenfalls reden die Menschen hier viel emotionaler über ihre Politiker, als bei uns. Was verständlich ist, da der Kurs dieser Politiker nichts Wesentliches verbessert hat und es in absehbarer Zukunft auch nicht tut.  

 

 

So, das ist nun ein Eindruck, wie es mir hier geht und was so die wichtigsten Themen bisher waren. Danke, für euer Interesse und bis zum nächsten Mal!


02.08.2016

 

Am 2. August um 8:30 Uhr haben wir den Busbahnhof von Tuzla erreicht. Eine Stunde früher als erwartet, aber trotzdem völlig geschafft. 14 Stunden Busfahrt sind doch ein wenig lang. Wir wurden von dem Sohn unserer Vermieterin und Julian, der Freiwillige, der noch da war, abgeholt. Mir ist als erstes aufgefallen, dass in Tuzla alle ziemlich schnell fahren. Außerdem werden Fußgängerüberwege nicht so ernst genommen, wie in Deutschland, man geht einfach über die Straße - auch, wenn es eine dreispurige Schnellstraße ist.  Unsere Wohnung liegt ein wenig außerhalb, in dem ländlichen Gebiet Simin Han. Zuerst hat Julian uns alles zur Wohnung erklärt. Um heißes Wasser zu haben, muss man zum Beispiel den Boiler eine halbe Stunde vorher anstellen (was wir gleich am dritten Tag morgens vergessen haben, wodurch alles ein bisschen hektisch wurde). Nachdem wir die Wohnung erkundet haben und alles Wichtige wussten, ist Julian mit uns in die Stadt gegangen. Tuzla ist größer, als ich mir es vorgestellt hatte. Wir sind erst mit dem Bus gefahren und dann in die Innenstadt gelaufen. Die Busse hier sind aus europäischen Ländern importiert, darum steht alles immer in einer anderen Sprache da. Wo die Bushaltestellen sind muss man wissen, weil es manchmal kein Schild gibt. Und wenn man aussteigen möchte, muss man sich einfach vor der Haltestelle an die Tür stellen, so dass der Busfahrer einen sieht und anhält.

Die Innenstadt ist sehr schön, bunte Häuser und viele Cafés. Es gibt einen großen Supermarkt, der teuer ist, und eine kleinere Supermarktkette, die billiger ist. Nachdem wir einen kleinen Überblick hatten, sind wir wieder zurückgefahren. Julian hat uns beruhigenderweise erklärt, dass wir uns irgendwann nicht mehr verlaufen werden und uns in der Stadt gut zurechtfinden.

 

Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an seine Umgebung gewöhnt. Nach dem ersten Eindruck kommt einem alles schon ein wenig vertraut vor und mittlerweile finde ich es richtig schön. Fünfmal am Tag ruft der Muezzin, den man hier aber nur ganz leise hört. Lauter sind die Hühner, die direkt im Garten gegenüber ihren Käfig haben. Von der Straße hört man überhaupt nichts, obwohl wir relativ nah dran sind.

Nach diesem anstrengenden Tag, mit so vielen neuen Eindrücken, sind wir alle früh ins Bett gegangen.

 

03.08.2016

 

Am nächsten Morgen haben Franzi und ich erstmal die Plakate im Wohnzimmer abgerissen. Danach sind wir gleich los, um uns unsere neuen Arbeitsstellen anzugucken. Zuerst sind wir zum AGORA gelaufen, einem Sprachzentrum, das auch für uns zuständig sind. Dort werden wir ab Montag einen Sprachkurs bekommen. Danach haben wir den Kindergarten angeschaut, in dem ich arbeiten werde. Julian ist mit mir gleich mal reingegangen, weil ich nicht wusste, ob das wirklich der Kindergarten ist. Der Name war nämlich ein ganz anderer. Es war allerdings doch der richtige und es war sogar jemand da. So habe ich meine zukünftige Chefin kennengelernt und einen Vorstellungstermin ausgemacht. Nachdem wir den Kindergarten angeschaut haben, sind wir in die Stadt gegangen, zu Johannes Arbeitsstelle. Dort war niemand, weil gerade Ferien sind. Zu Franzis Arbeitsplatz war es ein weiterer Weg. Nach dem vielen Laufen in der Hitze war ich ein bisschen erschöpft, und froh, dass das nächste Ziel der Badesee von Tuzla war. Der Badesee besteht eigentlich aus drei Salzseen und ist eine beliebte Attraktion in Tuzla. Es war ziemlich voll. Das Wasser ist aber wirklich angenehm und wir sind bis abends dortgeblieben. Danach sind wir in einem Restaurant essen gegangen. Das war interessant, weil das Essen ganz anders ist, als bei uns. Vor allem der Salat, der eigentlich keiner war. Es gab ein Gemisch aus normalem, geraspeltem Käse, Frischkäse, Tomaten, Gurken und weißer Paprika. Das hat aber erstaunlich gut geschmeckt.

Am Abend haben wir beschlossen, dass wir am nächsten Tag Großputz machen und die Wohnung dekorieren wollen.

 

04.08.2016

 

Morgens um elf ist Julian gefahren. Danach haben wir in Ruhe gefrühstückt und dann angefangen, die Wohnung aufzuräumen. Zuerst haben wir das Bad geputzt. Das meiste haben wir weggeschmissen. Nachdem wir auch die Küche und das Wohnzimmer aufgeräumt haben, hatten wir zwei volle Müllsäcke. Danach war die Wohnung für meinen Geschmack schon viel schöner. Wir haben bis mittags geputzt und aufgeräumt. Danach haben wir alle zusammen einen Film geschaut.

Ansonsten haben wir an diesem Tag nicht viel mehr gemacht.

 

05.08.2016

 

Morgens um neun hat uns unsere Vermieterin abgeholt und ist mit uns zur Polizei gefahren, um uns anzumelden. Nachdem wir drei Ämter abgeklappert hatten, haben wir endlich das richtige gefunden und konnten uns eintragen. Jetzt wohnen wir offiziell in Tuzla und dürfen arbeiten. Danach sind wir erstmal in ein Café gegangen. Mein Cappuccino hat einfach nur nach warmer Milch geschmeckt, war aber trotzdem ganz gut. Als nächstes haben wir Großeinkauf gemacht. Glühbirnen, Kerzen, Lebensmittel, eine Sofadecke, Getränke, usw. Zuhause haben wir dann alles eingerichtet. Ein kleines Problem hatten wir mit dem Tisch aus Franzis Zimmer. Er war zu groß, um im Zimmer zu bleiben, aber hat auch sonst nirgends hingepasst. Jetzt steht er im Wohnzimmer neben dem Sessel und stört ein bisschen. Mal schauen, ob wir noch einen Platz finden. Wir haben Lichterketten aufgehängt und Bilder abgehängt. Eigentlich haben wir alles, was an den Wänden war abgehängt. Auch die Schubladen haben wir nochmal ausgemistet und umgeräumt. Ich habe mein Zimmer fertig geräumt und bin viel zufriedener, als vorher. Es ist nicht groß, aber mit Fotos an der Wand und umgestelltem Schrank, ist es gemütlich. Der Blick aus dem Fenster zeigt Bienenkästen und weiter hinten den Wald. Die Temperaturen sind im Laufe des Tages auf 33 Grad gestiegen und wir waren froh, dass wir schon morgens eingekauft hatten. Durch die Gräser und Felder drumherum steht die Luft hier richtig und es war schon auf dem Balkon fast unerträglich.

Abends haben wir wieder einen Film angeschaut. Dann sind wir früher ins Bett gegangen.

 

Jetzt steht der Sprachkurs an, der am Montag beginnen soll. Dann fühlt sich bald alles wie Alltag an und nicht mehr wie Urlaub.

 

 

Jetzt habe ich die vier Tage zusammengefasst, die wir hier schon erlebt haben. Ihr hört bald wieder von mir!